Beugesehnenverletzungen werden leider immer wieder übersehen. Daher kommen viele Patienten erst sehr spät zum Handchirurgen. Je länger die Verletzung zurückliegt, desto schwieriger ist die Wiederherstellung der Beugesehne. Hierfür gibt es zwei wesentliche Gründe. Der Beugesehnenkanal ist sehr empfindlich und vernarbt sehr schnell. Wenn der Muskelbauch nicht unter Vorspannung steht, zieht sich der Muskel sehr schnell zusammen und bleibt verkürzt (myostatische Kontraktur). Wann man eine Beugesehne noch erfolgreich nähen kann, wird in der Literatur nicht einheitlich diskutiert. Viele Chirurgen sind aber der Meinung, daß bereits nach 2- 3 Wochen eine erfolgreiche Naht nicht mehr möglich ist.
Eigene Erfahrungen zeigen, daß man aber durchaus in günstigen Fällen auch nach mehr als 5 Wochen noch Erfolg haben kann. Eine wichtige Voraussetzung ist natürlich, daß der Geitkanal noch intakt ist. Die Nachbehandlung nach der Sehnennaht erfordert dann aufgrund der besonderen Umstände natürlich noch mehr Planung und Sorgfalt, als die "normale" Beugesehnennaht. Insbesondere die Physiotherapie ist gefordert den schmalen Grad zwischen Muskeldehnung, Gleiten und Festigkeit der Sehne zu meistern. Die Ergebnisse nach spätsekundärer Naht nach teilweise 6 Wochen sind aber in vielen Fällen doch ermutigend. Die Therapie gehört aber in die Hände eines mit diesen Problemen erfahrenen Teams.
pehahn - 20. Mär, 13:35
Angeborene Fehlbildungen an der Hand sind nicht häufig, aber für die Familie sehr belastend. Wichtig ist eine frühzeitige qualifizierte Information der Eltern und eine zeitgerechte Planung des weiteren Vorgehen. Im aktuellen
Handbrief finden sich Informationen zu den häufigsten Fehlbildungen der Hand.
pehahn - 7. Feb, 19:09
Es ist richtig, dass wir dank Harold D. Kleinert heute nicht mehr vom Niemandsland der Beugesehnenchirurgie sprechen. Innerhalb der Zone 2 kann man durchaus mit Erfolg Beugesehnen nähen. Der Erfolg ist aber nicht der Nahttechnik, sondern der angepassten postoperativen Übungsbehandlung zu verdanken. Hierbei ist es wichtig, dass die Sehne gleiten, um Verwachsungen zu vermeiden. Dabei die die Spannung aber nicht zu gross sein, da sonst die Sehne reisst. Bekannt ? Mein man.
Leider sehe ich in letzter Zeit gehäuft Patienten, bei denen die Sehne genäht wurde, dann aber keine oder eine verkehrte Nachbehandlung erfolgte. Das Spektrum reicht von mehreren Wochen Gips bis zu frühzeitiger Belastung. Das Spektrum der Komplikationen dann auch typischerweise von Beugekontrakturen bis zum Riß der Naht. Sinnlos ist es auch orthoplastische Schienen anpassen zu lassen und dann den Patienten 5 Wochen mit unveränderter Schiene allein zu lassen.
Es bewahrheitet sich wieder der alte Spruch:
"Auch wenn es kein Niemandsland der Beugesehnenchirurgie mehr gibt, so ist es trotzdem kein Jedermannsland."
Bei uns benutzen wir weiterhin das modifizierte
Kleinert Konzept
pehahn - 26. Nov, 10:48
Da haben wir heute mal wieder ein Beispiel gehabt, das zeigt, dass man nicht alles glauben soll.
Der Patient ist bei skapho-lunärer Dissoziation auswärts arthroskopiert worden. Diagnose: drittgradiger Schaden in der Fossa lunata. Einzige Möglichkeit: Handgelenksversteifung.
Das hat uns dann schon recht skeptisch gestimmt. Eine SLD macht in der Regel keinen Knorpelschaden unterhalb des Mondbeines. Heute haben wir den Patienten erneut gespiegelt. Die Fossa lunata war erwartungsgemäß intakt. Knorpelschaden erwartungsgemäß am Kapitatumkopf.
Also wird er demnächst eine wesentlich günstigere Teilversteifung (MKTA) bekommen.
pehahn - 18. Okt, 20:28
Sowohl in der Diagnose der Handerkrankungen als auch im Verlauf der konservativen und/oder operativen Therapie ist es notwendig die Handfunktion zu erfassen und zu dokumentieren. Qualitative Kriterien wie: geschwollene Hand, wenig Gefühl, eingeschränkte Beweglichkeit, verminderte Kraft können zwar richtungsweisend sein, erlauben aber keine präzise Einordnung und auch keine Erfolgskontrolle.
Eine Quantifizierung der Handfunktion ist daher unerlässlich. Im Vordergrund der Quantifizierung stehen die Parameter: Kraft, Sensibilität, Schwellung und Beweglichkeit.
Im Begleitmanuskript
Handfunktion (pdf, 476 KB) zum Seminar Rehabilitation der Handfunktion an der Universität Heidelberg sind die Messmethoden zur Quantifizierung der oben genannten Parameter übersichtlich zusammengefasst.
Sicher auch für Physio-und Ergotherapeuten interessant.
pehahn - 31. Jul, 10:45
Sommerzeit,Gartenarbeit,Handarbeit.
Die Arbeit im Garten kann ohne Frage eine ästhetische und befriedigende Tätigkeit sein. Da es sich aber um eine handwerklich Tätigkeit handelt, ist die Hand aber besonderen Gefahren ausgesetzt. Überlastungen der Muskulatur mit Schmerzen in HAnd, Untearm und Schulter oder Blasen und Schwielen an den Händen zählen zu den kleinen Problemen, da sie sich innerhalb von wenigen Tagen selbst lösen.
Wesentlich problematischer und häufig auch verkannt sind aber die vermeintlich kleinen Verletzungen, meistens Stichverletzungen durch Spitze Äste oder Dornen.Zur Vermeidung ist es sinnvoll feste Arbeitshandschuhe zu tragen.
Bei jeder auch kleinen Wunde besteht die Gefahr einer Wundstarrkrampf (Tetanus) infektion. Daher sollten alle Gartenarbeiter ihren Impfschutz regelmässig überprüfen.
Viele Verletzungen scheinen Bagatellverletzungen zu sein und werden daher ignoriert. Häufig führen die Stichverletzungen gerade mit Dornen zu Verletzungen der Beugesehenscheide oder der Gelenke. In diesen abgeschlossenen Hohlräumen finden die natürlichen Keime ideale Bedingungen um sich zu vermehren. Die Folge sind Infektionen, die unbehandelt zu schweren Funktionsstörungen an der Hand führen können.
Daher sollten Wunden an der Hand sofort gesäubert werden. Wenn Dornen oder Äste tief in die Hand eingedrungen sind, sollte die Wunde von einem erfahrenen Chirurgen angesehen und ggfs. revidiert werden.
Treten nach eine Verletzung Rötung, Schmerzen, Bewegungseinschränkung oder Gefühlsstörungen auf, dann sollte ein Handchirurg aufgesucht werden.
pehahn - 1. Jul, 22:14
Ich hatte ja schon mehrfach über die subjektiv guten Ergebnisse nach endoskopischer Dekompression des N. ulnaris berichtet.
Jetzt haben wir die ersten retrospektiven Ergebnisse publiziert:
Leclere FM, Manz S, Unglaub F, Cardenas E, Hahn P
Endoscopic decompression of the ulnar nerve in the cubital tunnel syndrome: About 55 patients.
Neurochirurgie 2011 Apr 28. [Epub ahead of print]
92,5 % sehr gute und gute Ergebnisse im Rating nach Bishop.
pehahn - 3. Mai, 14:37
Handchirurgie ist ein Fach, daß von verschiedenen Fachdisziplinen ausgeübt wird. Allgemeinchirurgen,Orthopäden, Unfallchirurgen sowie Plastische Chirurgen operieren an der Hand. Prof. Peter Brüser hat in einer aktuell in der Zeitschrift: Handchirurgie-Mikrochirurgie-Plastische Chirurgie erschienen Arbeit
Link zum Artikeldie Komplikationshäufigkeit von handchirurgischen Eingriffen anhand der Auswertung der Behandlungsfehlerstatistik der Ärztekammer Nordrhein aus den Jahren 2004-2008 untersucht.
Die Fehlerquote bei Behandlungen an der Hand liegt mit 41,7 % deutlich über der allgemeinen Fehlerquote von 31,1 %.
Fachärzte ohne Zusatzweiterbildung in Handchirurgie haben ein Behandlungsfehlerquote von 44% mit Zusatzweiterbildung von 26 %. Diese Zahlen sind natürlich nicht auf alle Behandlungsfälle, sondern nur auf die von der Schlichtungsstelle begutachteten Fälle bezogen.
Auch wenn diese Zahlen je nach Sichtweise einen breiten Raum für Interpretationen lassen, so zeigen sie doch, dass die Operation durch einen dafür speziell ausgebildeten Arzt für den Patienten Vorteile bringen kann.
pehahn - 22. Feb, 18:18
Sachen erlebt man.
Da kommt letztens ein Patient, der hat sich im Dezember einen Finger gebrochen. Danach korrekt operiert, aber direkt nach der Operation unerklärliche Schmerzen in der Hand. Die Schmerzen führen natürlich zu einer zunehmenden Bewegungsbehinderung. Also was wird gemacht ? Ab zum Schmerztherapeuten. Dort bekommt der Patient Stellatum-Blockaden mit einigen bekannten Nebenwirkungen.
Bei der Erstvorstellung schildert der Patient ausführlich und präzise seine Vorgeschichte und den Leidensweg. So präzise, dass schon die Arzthelferin nur noch verständnislos lächelt und zur Überweisung greift.
Der Patient beschriebt Taubheit im Daumen, Zeige- und Mittelfinger, nächtliche Schmerzen, Kribbelparästhesien... besser kann man ein Karpaltunnelsyndrom nicht beschreiben. Fazit: Neurologische Untersuchung und dann baldige OP, damit dem Menschen geholfen wird.
Leider werden bekannte, häufige und einfache Ursachen für Schmerzen an der Hand.. z.B. das Karpaltunnelsyndrom .. leider immer wieder übersehen.
pehahn - 27. Jan, 20:25
Das distale Radioulnargelenk ist die körperferne Verbindung zwischen Elle und Speiche in Höhe des Handgelenks. Dieses Gelenk muß unversehrt sein, da sonst die Unterarmdrehung nicht fuktioniert. Bedingt durch Verletzungen kommt es hier aber immer wieder zu Bandverletzungen aus denen eine Instabilität resultiert. Die Patienten bemerken neben Schmerzen häufig eine Einschränkung der Unterarmdrehung, sowie ein hervorspringen des Ellenkopf nach streckseitig.
Die Diagnose lässt sich am besten stellen mittels Computertomografie mit genau definierter Schnittführung in Höhe des Gelenkes in verschiedenen Positionen der Umwendbewegung.
Die transarthroskopische Therapie der instabilen Elle ist problematisch und führt häufig zu Mißerfolgen.
Die Operation nach Adams mit Sehnentransplantaten ist sehr aufwändig erfordert große operative Zugänge und ist aus meiner Sicht daher nur speziellen Fällen vorbehalten.
Wir haben in mehr als 25 bereits nachuntersuchten Fällen inzwischen gute Ergebnisse mit einer streckseitigen Kapseldoppelung erzielt. Diese Operation ist für den Patienten nicht belastend, der Zugang ist mit ca. 8 cm relativ klein.
Unsere Ergebnisse werden demnächst international veröffentlicht. Bei hoher Patientenzufriedenheit ist das Verfahren wenig belastend.
pehahn - 12. Jan, 20:23
Mal etwas raus aus der Handchirurgie und rein ins "wissenschaftliche" Leben. Wie stellt man Daten sinnvoll und ästhetisch dar ?
Da ich mich seit einiger Zeit mit dem Thema beschäftige, will ich hin-und wieder ein paar interessante Links zu dem Thema hier veröffentlichen.
Eine sehr schöne Übersicht, was man mit Daten anstellen kann findet man auf der Seite von Nathan Yau:
Flowing Data .
Wer es gerne mal medizinisch mag, sollte sich mal diese wirklich informative Grafik zum Thema Ernährung anschauen:
Snake oil
Gleich dort mal auf -Home- drücken und auch die anderen wirklich interessanten Grafiken und Diskussionen verfolgen.
Eine meiner Lieblingsgrafiken ist:
Mountain out of molehills
Aber es gibt auf den Seiten auch noch viele interessante andere Entdeckungen.
pehahn - 27. Nov, 12:09
Über die endoskopisch assistierte Dekompression des Nervus ulnaris hatte ich ja schon mehrfach berichtet:
Endoskopische Dekompression
Sulcus nervi ulnaris Syndrom
Bei der Suche auf Youtube fand ich dann doch auch das Video, daß ich mit der Firma Wolf zusammen erstellt habe. Also wen es interessiert, so geht es:
Video der endoskopischen Technik
pehahn - 9. Nov, 19:43
Früher wurde angenommen, dass sich das Handgelenk muskulär nicht stabilisieren lässt. Man nahm daher an, dass ein Muskelaufbau keinen Einfluss auf Bandverletzungen des Handgelenks habe. Neuere Untersuchungen konnten jedoch zeigen, dass die Stabilisierung des Handgelenks offensichtlich doch durch Muskeln beeinflusst wird. Neben der direkten Stabilisierung ist ein weiterer Effekt ausgesprochen wichtig. Es gibt offensichtlich Bewegungen, die einzelne Bandstrukturen des Handgelenks mehr oder besonders stark beanspruchen. Speziell für die Verletzung des SL-Bandes, die skapho-lunäre Bandverletzung ist die sogenannte " dart-throwers motion" erwähnenswert. Diese Bewegung von radialer Extension zu ulnarer Flexion entspricht der Bewegung der Hand beim Werfen von Pfeilen. Hierbei ist die Verschiebung und Last im Bereich des SL-Bandes minimal. Dies ist in sofern interessant, als sich hieraus Konsequenzen für die Therapie der SL-Dissoziation als auch für die postoperative Physiotherapie nach Bandverletzungen ableiten lassen.
Ein sehr schönes Video hierzu vom Handchirurgenkongress in Nürnberg von Marc Garcia-Elias finden Sie hier:
Video
pehahn - 19. Okt, 14:22
Nachdem ich schon vor längerer Zeit über die endoskopische Dekompression des Ellennerven berichtet habe, möchte ich hier kurz etwas zu den Ergebnissen sagen.
Hofmann berichtet 2006 über 94 % gute Ergebnisse. Die deckt sich mit unseren Erfahrungen mit 93% guter Ergebnisse in der retrospektiven und 95 % guter Ergebnisse in der noch nicht abgeschlossenen prospektiven Studie. Verglichen mit 77- 88 % guter Ergebnisse in den Studien verschiedener konkurrierender Verfahren in den letzten Jahren stellt sich das Verfahren als wirklich gut heraus. Ich werde weiter berichten.
pehahn - 28. Sep, 20:48